Der westafrikanische Designer machte sich mit seiner Mode und Interesse für Secondhand-Mode in Berlin einen Namen. Nun eröffnet er in Kampala sein zweites Label.
Der Designer Bobby Kolade studierte Modedesign, absolvierte jeweils ein Jahr als Praktikant bei Balenciaga und Maison Margiela und gewann mit seiner Abschlusskollektion den “Start Your Fashion Buisness Award” im Jahr 2013. Was mit Statment-Pieces anfing, führte ihn zurück in sein Vaterland und inspirierte ihn, den Menschen in Uganda Mode aus ihrem Land zur Verfügung zu stellen. Denn trotz der heimischen Baumwollplantagen trägt die Bevölkerung in Uganda hauptsächlich Secondhand-Mode. In Boobys Augen ein Verbrechen gegen die Einheimischen, die Mode und die Umwelt.
Wer ist Bobby Kolade?
Bobby Kolade wurde 1987 im Sudan geboren. Als Sohn einer Nigerianerin und eines Deutschen wuchs er in Uganda auf. Während seiner Jugend besuchte er eine internationale Schule in Nigeria. Mit 18 Jahren verschlug es Bobby dann nach Berlin, wo er sich für die Kunsthochschule Berlin-Weißensee einschrieb. Dort studierte er für ein Semester Grafik, bis ihm klar wurde, dass er Modedesign studieren könne. Davor sei ihm nicht bewusst gewesen, dass dafür ein Studiengang existiere. Der Hauptgrund für seinen Wechsel, wäre der ihm immer bekannte Drang gewesen, etwas mit seinen Händen zu schaffen.
Doch der Zauber des Studiums hielt nicht lange an. Bobby wurde die immer gleiche Routine an der Kunsthochschule langweilig, weshalb er eine zweijährige Pause machte. Während dieser zog er nach Paris und absolvierte ein Praktikum bei Balenciaga und Maison Margiela. In einem Interview gab er an, was die Praktika ihm lehrten: Bei Margiela ginge es um die passende Einstellung und das Konzept. Dort habe er auch hauptsächlich Wein getrunken und Vintage Jacken aufgeschnitten. Balenciaga dagegen prägte ihn durch ihre Techniken, dass jeder Stoff verbreitet werden könne.
In den zwei Jahren fand er wieder den Bezug zur Welt und realisierte, dass er sein Studium beenden wolle. Was ihn dazu brachte, durch seinen Abschluss sein eigenes Label zu gründen.
Die Gründung des eigenen Labels
Im Jahr 2013 absolvierte Bobby sein Modedesign-Studium. Seine Abschlusskollektion “Things Fall Apart” ermöglichte ihm den nötigen Push, um seine Ziele zu verfolgen. Denn damit gewann er nicht nur die Anerkennung und Begeisterung bei Fashion Victims, sondern gewann auch 25.000 Euro Startkapital. Diese erhielt er vom Berliner Senat für den “Start Your Fashion Award”. Noch im selben Jahr gründete er sein Modelabel “Bobby Kolade” in Berlin. Zusammen mit Geschäftsführerin Greta Dombrowski führte er das Label für drei Jahre. Aufgrund von falschen finanziellen Schätzungen und Unterschätzungen der Kosten kam es zur Schließung. Doch in den drei Jahren brachte das Label fünf Kollektionen heraus, die auf der Berliner, wie auch Pariser Fashion Week gezeigt wurden und Bobby internationale Aufmerksamkeit bescherten.
Der nächste Schritt
Doch Bobby beließ es nicht dabei. Im Jahr 2018 zog er zurück in seine Heimatstadt, Kampala, in Uganda. Hier veröffentlichte er den sechsteiligen Podcast VINTAGE OR VIOLENCE. Der Fokus liegt hierbei auf die Fragen, ob Secondhand-Mode wirkliche eine Unterstützung für bestimmte Länder ist, oder nur eine neue Art und Weise Afrika zu kontrollieren. Denn in Uganda tragen die Menschen alte Fast Food Uniformen oder T-Shirts mit deutschen Sprüchen – alles gespendete Kleidung, die aus anderen Ländern dort hingeschickt werden. Während das Land seit über 100 Jahren hochwertige Baumwolle produziert. “Ich habe eine Frau gesehen, die am Straßenrand gebrauchte Kinderkleidung verkaufte, während hinter ihr Baumwolle wuchs. Das Bild ist sehr problematisch”, erzählte der Designer in einem Interview mit Metal.
Die Zukunft in der Heimat
Bobby weiß von seiner Arbeit für sein erstes Label in Berlin, dass hochwertige Ware in der Modewelt oft teuer ist. Weshalb er sich in seiner Heimat nun darauf fokussieren möchte, den Menschen genau das zu bieten, was sie verdient haben: gute Textilien aus der Heimat und so verarbeitet, dass an die Kultur und deren Menschen gedacht wurde. Und das mit der Uganda Baumwolle, die im Land wächst, aber dafür nicht verwendet wird. Doch bis dahin sei ein langer Weg, denn der Export der Baumwolle ergebe finanziell gesehen mehr Sinn für das Land. Durch falsche Entscheidungen in der Vergangenheit und dem Überkonsum von Kleidung, wäre es kaum machbar, ein Streetwear Unternehmen in Uganda zu gründen. Dennoch hat Bobby genau das vor. “Wenn ich etwas kaufe, dann mag ich es zu wissen, dass bei der Produktion an mich und meine Community gedacht wurde. Passt die Größe, haben sie an die Einheimischen gedacht, über das Material, die Farben? Ich mag es nicht, die Ugandas mit deutschen T-Shirts zu sehen. Das hat keine Kultur. Ich möchte sie mit T-Shirt, mit lokaler Sprache und Kunst sehen.”